
16. Philosophicum Lech
Tiere.
Der Mensch und seine Natur.
Samstag, 22. September 2012 um 15.30 Uhr
Haben Tiere Rechte?
Univ. Prof. Dr. Dieter Birnbacher
Referent
Zur Person
Dieter Birnbacher studierte Philosophie, Anglistik und allgemeine Sprachwissenschaft in
Düsseldorf, Cambridge (GB) und Hamburg. 1973 schloss er sein Philosophiestudium mit der
Promotion über die Philosophie Ludwig Wittgensteins an der Universität Hamburg ab. Nach
einer kürzeren Tätigkeit als Wissenschaftlicher Assisten an der Pädagogischen Hochschule
Niedersachsen Abteilung Hannover war er zunächst als Wissenschaftlicher Assistent, ab 1978
als Akademischer Rat an der Universität Essen tätig und war von 1974-1985 Mitglied der
Arbeitsgruppe Umwelt, Gesellschaft, Energie unter der Leitung von Klaus M. Meyer-Abich.
1988 erfolgte die Habilitation in Philosophie an der Universität Essen. Von 1993-1996 war er
Professor für Philosophie an der Universität Dortmund, von 1996-2012 an der Heinrich-Heine-
Universität Düsseldorf. Von 1994 bis 2006 war er Mitglied der Ständigen Kommission
Organtransplantation der Bundesärztekammer, seit 2004 ist er Mitglied der Zentralen
Ethikkommission der Bundesärztekammer. Außerderm fungiert Birnbacher als Vizepräsident der
Schopenhauer-Gesellschaft Frankfurt am Main.
Bibliografie
Buchveröffentlichungen als Autor:
1. Die Logik der Kriterien. Analysen zur Spätphilosophie Wittgensteins. Hamburg: Meiner 1974.
2. Die Verantwortung für zukünftige Gernerationen. Stuttgart: Reclam 1988. Französische
Übersetzung: La responsabilité envers les générations futures. Paris: Presses Universitaires
de France 1994. Polnische Übersetzung: Odpowiedzialnosc za przyszle pokolenia. Warschau:
Oficyna Naukowa 1999.
3. Tun und Unterlassen. Stuttgart: Reclam 1995.
4. Analytische Einführung in die Ethik. Berlin: de Gruyter 2003. 2. Aufl.2007.
5. Bioethik zwischen Natur und Interesse. Mit einer Einleitung von Andreas Kuhlmann. Frankfurt
am Main: Suhrkamp 2006.
6. Natürlichkeit. Berlin: de Gruyter 2006.
7. Schopenhauer. Stuttgart: Reclam 2009. Niederländische Übersetzung: Schopenhauer. De
macht van de will. Kampen: Uitgeverij Klement 2010.
8. Negative Kausaltiät. Berlin: de Gruyter 2012 (zusammen mit David Hommen), i.E.
als (Mit-)Herausgeber:
1. Dieter Birnbacher und Norbert Hoerster (Hrsg.): Texte zur Ethik. München: Deutscher
Taschenbuch Verlag 1976. 13. Aufl. 2007.
2. John Stuart Mill: Der Utilitarismus. Übersetzung, Anmerkungen und Nachwort von Dieter
Birnbacher. Stuttgart: Reclam 1976. Neuausgabe engl.-dt. 2006
3. Klaus M. Meyer-Abich und Dieter Birnbacher (Hrsg.): Was braucht der Mensch um glücklich
zu sein. Bedürfnisforschung und Konsumkritik. München: Beck 1979
4. Dieter Birnbacher (Hrsg.): Ökologie und Ethik. Stuttgart: Reclam 1980.
5. Dieter Brinbacher (Hrsg.): Glück. Arbeitstexte für den Unterricht. Stuttgart: Reclam 1983.
6. John Stuart Mill: Drei Essays über Religion. Auf der Grundlage der Übersetzung von Emil
Lehmann neu bearbeitet und mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Dieter
Birnbacher. Stuttgart: Reclam 1984.
7. Dieter Birnbacher/Armin Burkhardt (Hrsg.): Sprachspiel und Methode. Zum Stand der Wittgenstein-Diskussion. Berlin/New York: de Gruyter 1985.
8. Dieter Birnbacher: Medizin-Ethik. Hannover: Schroedel 1986 (Forum Philosophie - Materialien
zum Unterricht)
9. Dieter Birnbacher und Jean-Claude Wolf: Verantwortung für die Natur. Hannover:
Schroedel 1988 (Forum Philosophie - Materialien zum Unterricht)
10. Dieter Birnbacher und Werner Dostal: Die Zukunft der Arbeit. Hannover: Schroedel 1990
(Forum Philosophie - Material zum Unterricht)
11. Dieter Birnbacher (Hrsg.) Schopenhauer in der Philosophie der Gegenwart. Würzburg:
Königshausen & Neumann 1996 ( Beiträge zur Philosophie Schopenhauers, 1)
12. Dieter Birnbacher (Hrsg.): Ökophilosophie. Stuttgart: Reclam 1997.
13. Dieter Birnbacher (Hrsg.): Bioethik als Tabu? Toleranz und ihre Grenzen. MünsterLIT 2000.
14. Dieter Birnbacher und Gerd Brudermüller (Hrsg.): Zukunftsverantwortung und
Generationensolidarität. Würzburg: Königshausen & Neumann 2001 (Schriften des Instituts für
angewandte Ethik. e. V. Band 3)
15. Dieter Birnbacher/Andreas Lorenz/Leon Miodonski (Hrsg.): Schopenhauer im Kontext.
Deutsch-polnisches Schopenhauer-Symposium 2000. Würzburg: Königshausen und Neumann
2002 (Beiträge zur Philosophie Schopenhauers,5)
16. Dieter Birnbacher und Dieter Krohn (Hrsg.): Das sokratische Gespräch. Stuttgart: Reclam
2002.
17. Dieter Birnbacher/Joachim Siebert/Volker Steenblock (Hrsg.): Philosophie und ihre
Vermittlung. Ekkehard Martens zum 60. Geburtstag. Hannover: Siebert 2003.
18. Günter Baum und Dieter Birnbacher (Hrsg.): Schopenhauer und die Künste. Göttingen:
Wallenstein 2005.
19. Dieter Birnbacher und Edgar Dahl (Hrsg.): Giving death a helping hand. Physician-assisted
suicide an public policy. An international perspective. Dordrecht: Springer 2008.
Wesentliche Thesen und Aussagen in Kurzform
Die im September 2010 erfolgte Novellierung der Tierversuchsrichtlinien der EU wird, da sie
innerhalb von zwei Jahren in das nationale Recht der Mitgliedstaaten umgesetzt werden
muss, nicht ohne Auswirkungen auf die nationalen Tierschutzgesetze der Mitgliedsländer
bleiben. Außerdem regt sie zu erneutem Nachdenken darüber an, an welchen Kriterien sich
der menschliche Umgang mit Tieren orientieren muss. Diese Kriterien müssen sich intersubjektiv
rechtfertigen lassen, wenn sie rechtlich verbindlich gemacht werden sollen. Erschwert wird
eine solche Rechtfertigung durch ein nach wie vor extrem breites und polarisiertes
Meinungsspektrum. Zu den umstrittenen Fragen gehört die u.a. Frage, wie weit Tieren Rechte
gegen den Menschen zuerkannt werden können und sollen. Falls solche Rechte grundsätzlich
anerkannt werden, werden sie weitgehend nur bei Tieren anerkannt, die in der Obhut des
Menschen leben, etwa als Haus- oder Nutztiere, nicht aber bei wildlebenden Tieren. Ich
argumentiere, dass eine Zuerkennung von Rechten bei Tiere an einem anderen Kriterium
orientiert sein muss, nämlich der Eindeutigkeit der gegenüber Tieren bestehenden
moralischen Pflichten. Rechte können dann dann zugeschrieben werden, wenn die
entsprechenden Pflichten auf einer Wertbasis beruhen, die so unmittelbar Zustimmung findet,
dass sie unter allen Verständigen unbestritten ist. Die Konsequenz ist, dass (moralische)
Tierrechte (im moralischen Sinn) ebenso nach dem Entwicklungsniveau der Tiere abgestuft
werden müssen wie die gegenüber Tieren bestehenden Pflichten.