22. Philosophicum Lech

Die Hölle.

Kulturen des Unerträglichen

Freitag, 21. September 2018 um 17.00 Uhr

Register des Unerträglichen

Statement zum Vortrag

Das Unerträgliche ist nicht objektiv bestimmbar. Unerträgliches gibt es nur für leibliche Wesen, die ihre Sinnlichkeit und ihre eigene Sensibilität mitbringen. Sicherlich gibt es eine Grenze, jenseits derer jede Widerstandsfähigkeit zunichte wird. Aber wann geht das, was uns begegnet, ins Übermaß über, wann ist etwas zu laut, zu grell, zu heiß, zu kalt, zu anstrengend, und wann können wir es nicht mehr aushalten? Nicht nur kann niemand diese Frage für einen anderen beantworten, wir können es nicht einmal über uns selbst sagen – vielleicht erst dann, wenn es zu spät ist. Das gilt auch für das, was wir anderen zumuten.

Bei all dem denken wir in der Regel zuerst an den übergroßen Schmerz, aber es ist nicht nur das extrem Schmerzhafte, das unerträglich sein kann, sondern auch vieles andere – der Verlust, der Entzug, das Immergleiche etc. Und niemals wird man all dies von seinem Kontext trennen können und von seiner Bedeutung. Das Unerträglichste, wenn dieser Superlativ erlaubt ist, ist das Sinnlose und das, was andere uns zufügen.

Der Vortrag wird versuchen, diese verschiedenen Register des Unerträglichen auszuloten. Dabei ist wird klar werden, dass sich anthropologische, kulturelle und individuelle Bestimmungen und Grenzen weder klar ziehen noch sauber voneinander trennen lassen.