
22. Philosophicum Lech
Die Hölle.
Kulturen des Unerträglichen
Freitag, 21. September 2018 um 09.30 Uhr
Ein großer See mit brennendem Schlamm.
Höllendarstellungen in der christlichen Kunst
Statement zum Vortrag
Im Mittelalter gehörten Krankheiten, Seuchen, Kindersterblichkeit und öffentliche Hinrichtungen zum Alltag. Die Lebenserwartung war niedrig, die Sterblichkeitsrate hoch. Kurzum, der Tod war allgegenwärtig. Aber nicht nur er, sondern auch der Gedanke an das Jenseits und die damit verbundenen Höllenängste.
Die wurden von Kirchenoberen in Predigten geradezu geschürt. Das führte zu zahlreichen Praktiken, welche an unser Versicherungswesen erinnern. Durch Messen, wohltätige Stiftungen, bezahlte Stellvertreter-Wallfahrten, Werke der Nächstenliebe, insbesondere aber durch die Gewinnung von Ablässen meinten sich die Gottgläubigen einen Platz im Paradies zu sichern, und sei es bloß in den hinteren Reihen.
Diese Angst ums Seelenheil und die damit verbundene Jenseitsvorsorge schlugen sich auch in der Kunst nieder. Dabei suchen wir vergeblich nach Hinweisen betreffend die Freuden und die Speisefolge des himmlischen Hochzeitmahls. Im Gegensatz dazu fielen die katechetischen Unterweisungen und die künstlerischen Darstellungen der allenfalls zu erwartenden Höllenqualen überaus detailfreudig aus. Und das hat mehrere Gründe.
Univ. Prof. em. Josef Imbach
Referent 2018
Zur Person
Univ.-Prof. em. Dr. Josef Imbach wurde in Zofingen (Schweiz) geboren. Von 1975 bis 2002 lehrte er als Professor für Fundamentaltheologie und Grenzfragen zwischen Literatur und Theologie an der Päpstlichen theologischen Fakultät S. Bonaventura in Rom. Von 2005 bis 2010 nahm er einen Lehrauftrag für katholische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Basel wahr. Seit seiner Emeritierung unterrichtet er an der Seniorenuniversität Luzern. Bekannt wurde er nicht nur durch seine zahlreichen Buchpublikationen, sondern auch infolge seiner ausgedehnten Vortragstätigkeit und seiner Führungen anlässlich von Kunstreisen.
Bibliografie
Josef Imbach ist Autor von über 70 Büchern, von denen zahlreiche in vielen Übersetzungen vorliegen. Zuletzt erschienen sind:
Rom. Wenn Bilder sprechen und Steine reden, Paulus Verlag, Fribourg 2010.
Ist Gott käuflich? Die Rede vom Opfertod Jesu auf dem Prüfstand, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011
Himmelsfreuden – Höllenpein. Das Jenseits in der christlichen Kunst, Ostfildern 2013.
Die geheimnisvolle Welt der Klöster. Was Mönche und Nonnen zum Rückzug aus der Welt bewegt, Kevelaer 2015.
Der gehörnte Mose und eine falsche Madonna. Geheimnisvolle Symbole in der christlichen Kunst, Ostfildern 2015.
Intrigen, Sex und Totschlag in der Bibel, Patmos Verlag, Ostfildern 2017.
Als die Armen Austern aßen. Kurioses aus der Geschichte der Küche, Wiesbaden 2018.