24. Philosophicum Lech
Als ob!
Die Kraft der Fiktion
Donnerstag, 23. September 2021 um 17.00 Uhr
Religion und Fiktion
Univ. Prof. Dr. Dr. h.c. Jan Assmann
Referent
Zur Person
geb. (1938) studierte Ägyptologie, Gräzistik und klassischen Archäologie in Heidelberg, Göttingen, München und Paris (Dr. phil 1965, Habilitation 1971), war von 1976-2003 o. Professor für Ägyptologie an der Universität Heidelberg und ist seit 2005 Honorarprofessor für Kulturwissenschaft und Religionstheorie an der Universität Konstanz.
Gastprofessuren führten ihn nach Paris (Collège de Fance, École Pratique des Hautes Études), Jerusalem (Hebrew University und Dormitio Abbey), Oxford, Modena, Luzern, Mainz und mehrere US-amerikanische Universitäten (Rice; Yale; Chicago) Er ist Mitglied mehrerer in- und ausländischer Akademien, Ehrendoktor der Universitäten Münster, Yale, Jerusalem, und erhielt mehrere wissenschaftliche und literarische Preise, darunter Preis des Historischen Kollegs, „Deutscher Historiker Preis“ 1998, Thomas-Mann-Preis 2011, Sigmund Freud Preis für wissenschaftliche Prosa, 2016, und mit Aleida Assmann: Balzan-Preis 2017, Karl Jaspers Preis 2017, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2018. Archäologische Forschungen in den Gräbern von Theben (Luxor-West, von 1966-2009) galten den Gräbern der Ramessiden- (13.-12.Jh.v.Chr.) und Saitenzeit (7.Jh.v.Chr.) und erbrachten wesentliche neue Erkenntnisse vor allem zur ägyptischen Religionsgeschichte. Von diesem Schwerpunkt ausgehend galten weitere Forschungen der Entstehung des Monotheismus und dem Fortleben des ägyptischen Kosmotheismus in der europäischen Religions- und Geistesgeschichte. Texteditionen galten ägyptischen Sonnenhymnen und Totenliturgien; daraus gingen zusammenfassende Darstellungen der ägyptischen Religion und des ägyptischen Totenkults hervor. Mit Aleida Assmann zusammen entwickelte er in zahlreichen Publikationen die Theorie des kulturellen Gedächtnisses. Nach seiner Emeritierung im Jahre 2003 widmet sich Assmann auch musikwissenschaftlichen Studien und publizierte Bücher und Aufsätze zu Händel, Mozart, Beethoven, Verdi, Schönberg und Strawinsky. Mit D. Borchmeyer und S. Stachorski gab er in die vierbändige kommentierte Ausgabe der Josephsromane Thomas Manns heraus.
Jan Assmann ist seit 1968 verheiratet mit der Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann und hat fünf Kinder.
Bibliographie in Auswahl
1. Zur ägyptischen Religionsgeschichte, insbesondere zur „Kunst des Zusammenlebens“ im Alten Ägypten:
Ägypten. Theologie und Frömmigkeit einer frühen Hochkultur, Stuttgart 1984
Ma’at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten, München 1990
Stein und Zeit. Mensch und Gesellschaft im Alten Ägypten, München 1991
Monotheismus und Kosmotheismus. Altägyptische Formen eines 'Denkens des Einen und ihre europäische Rezeptionsgeschichte, Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Jahrgang 1993, Bericht 2, Heidelberg 1993
Ägypten. Eine Sinngeschichte, München: Hanser, 1996; Taschenbuchausgabe: Frankfurt/M. 1999
Tod und Jenseits im Alten Ägypten, München 2001
(mit Ekkehard Krippendorff und Helwig Schmidt-Glintzer), Ma’at Konfuzius Goethe. Drei Lehren für das richtige Leben, Frankfurt 2006
2. Monotheismus
Moses der Ägypter. Entzifferung einer Gedächtnisspur, München: Hanser 1998. Taschenbuchausgabe: Frankfurt/M., 2000
Die Mosaische Unterscheidung oder Der Preis des Monotheismus. Hanser Akzente: München 2003
From Akhenaten to Moses. Ancient Egypt and Religious Change, Cairo: American University of Cairo Press, 2014
Exodus. Die Revolution der Alten Welt. München: C.H. Beck, 2015
3. Ägyptenrezeption, Musik
Religio Duplex. Europäische Mysterien und europäische Aufklärung (2010)
Die Zauberflöte. Oper und Mysterium, Hanser: München 2005
Das Oratorium Israel in Egypt von Georg Friedrich Händel, Katholisches Bibelwerk Stuttgart 2015
Thomas Mann und Ägypten. Mythos und Monotheismus in den Josephsromanen, C.H.Beck, München 2006
Erinnertes Ägypten. Pharaonische Motive in der europäischen Religions- und Geistesgeschichte. (Kadmos Kulturverlag, Berlin 2006)
Kult und Kunst. Beethovens Missa Solemnis als Gottesdienst. C.H.Beck, München 2020 (im Druck)
4. Allgemeine Kulturwissenschaft
Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, München 1992, 2. Aufl. 1997. Taschenbuchausgabe München 1998
Herrschaft und Heil. Politische Theologie in Altägypten, Israel und Europa, München 2000; Taschenbuchausgabe Fischer 2002
Religion und kulturelles Gedächtnis. Zehn Studien, München 2000
Achsenzeit. Eine Archäologie der Moderne, C.H.Beck: München 2018