27. Philosophicum Lech
Sand im Getriebe
Eine Philosophie der Störung
Samstag, 21. September 2024 um 16.00 Uhr
Philosophische Betriebsstörung. Skepsis, Dadaismus und Postmoderne
Statement zum Vortrag
Der radikale Zweifel an der Wahrheit von allen Aussagen ist eine philosophische Betriebsstörung grundlegender Art. In einem großen Stil findet sich diese bewusst inszenierte Verweigerung der Argumentation in der antiken Skepsis, im Dadaismus und dann wieder in der postmodernen Philosophie. Doch das bemerkenswerte ist: Diese Skeptiker sehen sich selbst nicht als Störenfriede, sondern als Freunde der inneren Ruhe und der pluralen Gesellschaft: Die Einsicht in die Unhaltbarkeit von Wahrheitsansprüchen, ist aus ihrer Sicht kein Verlust, sondern ein befreiender Gewinn. Doch was gut gemeint ist, muss nicht unbedingt zu Gutem führen – das zeigt sich in dem zunehmenden Dadaismus der Gegenwart immer wieder in erschreckender Weise.
Univ. Prof. Dr. Lambert Wiesing
Referent
Zur Person
Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Archäologie in Münster. 1989 Promotion, 1996 Habilitation in Philosophie. Seit 2001 Professor für Bildtheorie und Phänomenologie an der Universität Jena. 2005 bis 2008 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. Gastprofessuren an den Universitäten in Wien, in Oxford und am Dartmouth College, USA. 2015 Aby-Warburg Wissenschaftspreis, 2018 Thüringer Forschungspreis im Bereich Grundlagenforschung. 2019 bis 2021 Präsident der Deutschen Gesellschaft für phänomenologische Forschung. 2021 Marsilius-Medaillie für Verständigung der Wissenschaften.
Monografien Auswahl
- Stil statt Wahrheit. Kurt Schwitters und Ludwig Wittgenstein über ästhetische Lebensformen, München: Wilhelm Fink Verlag 1991
- Die Sichtbarkeit des Bildes. Geschichte und Perspektiven der formalen Ästhetik, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 1997 und Frankfurt am Main: Campus-Verlag Juni 2008; übersetzt ins Polnische, Französische und Englische
- Phänomene im Bild, München: Wilhelm Fink Verlag 2000, 2. Auflage 2007