23. Philosophicum Lech

Die Werte der Wenigen

Eliten und Demokratie

Sonntag, 29. September 2019 um 10.30 Uhr

Der Duft der Distinktion. Auserwältheit im demokratischen
Massenzeitalter. Ein kurzer Zustandsbericht

Statement zum Vortrag

Etymologisch trägt das französische Wort Elite die Konnotation des Auserwähltseins in sich. Aber wie lässt sich eine solche Besonderheit eines Oben in einer Gesellschaft überhaupt rechtfertigen, die die klassische Aristokratie, den Klerus und ihre legitimatorischen Narrative von Herkunft, Geburt und natürlichen Privilegien hinter sich gelassen hat? Ständisch-hierarchische Ordnungen, die davon ausgehen, dass sich jeder und jede an dem ihr und ihm zugewiesenen Platz in der Gesellschaft befinden, erzeugen Sehnsucht nach Gleichheit, Gesellschaften mit egalitären Differenzen tendieren indes dazu, neue Formen der Besonderheit und Exklusivität zu erzeugen.
Wie das gegenwärtige Unbehagen am System der repräsentativen Demokratie, einer Form, die egalitäre und elitäre Momente in sich vereinigt, in vielen Ländern Europas zeigt, ist diese Elite stets in Gefahr, von der Wut der von der Distinktion Ausgeschlossenen – „Wir sind das Volk“ – hinweg gespült zu werden. Aber dieses Unbehagen kippt blitzschnell in Bewunderung für einen Führer um, der Partizipation an seinem oder ihren Status verspricht so wie die Eliten in Sport, Medien und Popularkultur. Oben ankommen wollen irgendwie alle. Verstohlen oder auch offen, ist es attraktiv, am Oben mitzunaschen, dazuzugehören, dabei zu sein.