
24. Philosophicum Lech
Als ob!
Die Kraft der Fiktion
Freitag, 24. September 2021 um 15.30 Uhr
Geistlose Traumfabriken und Phantasiemagorien der Bildungsreform
Statement zum Vortrag
Die öffentliche Diskussion über Bildung und ihre permanente Reform erfolgt weitgehend unbeschwert von der Gravitation des Realitätsprinzips und in geistiger Obdachlosigkeit unter einem unbestirnten Himmel. Der pädagogische Sachanspruch wird durch ideologische Wunschträume und Zahlenmagie zum Verstummen gebracht. Die Verlagerung des Wahrnehmens, Denkens und Handelns ins die Sphäre des Als-ob ist aber nicht allein die Folge einer desorientieren Erziehungswissenschaft, sondern auch Produkt von Interessenlagen.
Dr. Matthias Burchardt
Referent
Zur Person
Jg. 1966 hat in an der Universität zu Köln Germanistik, Philosophie, Pädagogik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften studiert und mit dem Ersten Staatsexamen abgeschlossen. Promoviert hat er über die Anthropologie Eugen Finks, ist gegenwärtig Akademischer Rat und beschäftigt sich vornehmlich mit Bildungsphilosophie, Anthropologie und der Archäologie des Zeitgenössischen. Er ist Mitbegründer und Geschäftsführer der Gesellschaft für Bildung und Wissen, die in Österreich, Deutschland und der Schweiz kritisch Stellung zu bildungspolitischen Fragen bezieht. Als gefragter Referent und streitbarer Publizist vertritt er in Presse, Rundfunk und Fernsehen humorvoll und kontrovers Positionen zu PISA, Bologna und nicht zuletzt zum Digitalisierungshype. Über Jahre war er Radiophilosoph bei EINSLIVE, dem Jugendsender des Westdeutschen Rundfunks. Unter der Rubrik »Ja? Nein? Jein!« ging es dort um Gewissenskonflikte zwischen Tiefsinn und Alltagsfragen. Wenn ihm Beruf und Familie Zeit lassen, kümmert er sich um den Nachlass seines Onkels Erwin Hapke, der ihm ein geheimes Museum voller Papierkunst vererbt hat. Literarisch füllt er seine Schubladen mit Texten aller Gattungen, zumindest als Librettist reüssiert er in zwei aufwendigen Produktion des collegium musicums der Universität zu Köln.
Monograf ien und Herausgeberschaft
- Erziehung im Weltbezug. Zur pädagogischen Anthropologie Eugen Finks. Würzburg: Königshausen & Neumann. 2001.
- Unabhängiger Bildungsbericht. Köln und Umgebung. Hrsg. gemeinsam mit Rita Molzberger. Köln: 2007.
- Ja? Nein? Jein? – Kompass für den alltäglichen Gewissenkonflikt. Gemeinsam mit Andrea Mayer und Nora Hespers. Köln: Kiepenheuer & Witsch. 2012.
- Die pädagogische Mitte. Plädoyers für Vernunft und Augenmaß in der Bildung. Hrsg. mit K. Zierer u. J. Kahlert. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. 2016.
- Bildung im Widerstand. Festschrift für Ursula Frost. Hrsg. mit Rita Molzberger Würzburg: Königshausen & Neumann. 2017.
- Time for Change? Schule zwischen demokratischem Bildungsauftrag und manipulativer Steuerung. Hrsg. mit Jochen Krautz. München: kopaed. 2018.
- Im Hamsterrad. Schule zwischen Überlastung und Anpassungsdruck. Hrsg. mit Jochen Krautz. München: kopaed. 2019.
Artikel
- Abschied vom Menschen? In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik Heft 3, 2006. S. 357-365.
- Von der Verantwortung der Verantwortung. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. Heft 1, 2007. S. 68-79.
- Pädagogische Anthropologie. In: Handbuch der Erziehungswissenschaft. Paderborn: Schöningh. 2007.
- Zum Selbstverständnis der Universität In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. Heft 4, 2009. S. 497-500.
- Selbstregulierter Lerner. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. Heft 2 (2012)
- Das Medium ist das Monster. In: Aus Politik und Zeitgschichte: Monster. 63. Jahrgang 52/2013. Hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung. S. 40-46.
- Topologie des Utopischen – Der umkämpfte Raum der Hochschulbildung
- In: Teilhaben an Schule – Zu den Chancen wirksamer Einflussnahme auf Schulentwicklung. Hrsg. von Thomas Rihm. Wiesbaden 2013 (2. erweiterte Auflage)
- Krise und Verantwortung. In: Leben // Gestalten. In Zeiten endloser Krisen. Hrsg. von Ulf Kilian. Berlin: jovis. 2013. S. 122-130.
- Das Bild als Inkarnation des Politischen. In: Anderwelt. Sandra del Pilar. Austellungskatalog. Bonn 2014.
- Inklusion oder Emanzipation von Menschen mit Behinderung? In: Forum Logopädie. Heft 5 (29) September 2015. S. 6-10.
- Zahlensalat statt Urteilskraft. In: Die politische Meinung. 61. Jahrgang, Nr. 541. November/Dezember 2016. S. 70-74.
- Die Computer kommen. In: Arbeitsplatz Schule. Hrsg. von Gundi Müller und Annegret Sloot. Moisburg 2017. S. 51-72.
- Ein Schatz, den es zu heben gilt. Ästhetische Bildung in Zeiten des Ökonomismus. In: Herausforderung ästhetische Bildung. Hrsg. von Kai Buchholz / Elisabeth Mollenhauer-Klüber / Justus Theinert . Bielefeld: Aisthesis Verlag. 2017. S. 33-52.
- Relationalität und Bildung. Versuch einer anthropologischen Vergewisserung. In: Beziehungsweisen und Bezogenheiten. Relationalität in Pädagogik, Kunst und Kunstpädagogik. Hrsg. von Jochen Krautz. München: kopaed. 2017. S. 51-60.
- Urbane Ruhe und Unruhe. Kunstareal München. In: Parasympathicus. 14. Rischart_Projekt. Hrsg. von Gerhard Müller-Rischart / Magnus Müller-Rischart / Katharina Keller. München: 2017.
- Wir sind die Roboter. In: Bildung im Widerstand. Hrsg. von Matthias Burchardt / Rita Molzberger. Würzburg: Königshausen&Neumann. 2017. S. 147-170.
- Bedrohte species: Artenschutz für einheimische Begriffe. Versuch über akademische Unkultur, Hyperkritik und kreative Zerstörung. In: Zeitgemäße Pädagogik. Verlust und Wiedergewinnung der „einheimischen“ Begriffe. Hrsg. von Alfred Schirlbauer / Heribert Schöpf / Gordan Varelija. Wien: Löcker 2018. S. 25-40.
- Digitaler Wandel und die Freiheit des Menschen. In: Bildungsindustrie. Kritische Pädagogik: Eingriffe und Perspektiven. Hrsg. von Armin Bernhard et al. Hohengehren: Schneider 2018. S.99-119.
- Verträge, Prozeduren, Trainingsraum – Versuch über den pädotechnischen Autoritarismus. In: Autoritarismus. Kritische Theorie – Psychoan