
25. Philosophicum Lech
Der Hass
Anatomie eines elementaren Gefühls
Freitag, 23. September 2022 um 11.00 Uhr
Die simple Anatomie des Hasses und die Raffinesse seiner Tarnungen
Statement zum Vortrag
In den Diskursen über Hass scheint es, als ob immer nur die anderen hassen, nicht aber man selbst. Mir geht es darum, die Transformationen zu benennen, die der Hass durchläuft, um gesellschaftlich akzeptabel zu werden. Dazu bedarf es genauer Beschreibungen von kollektiven Emotionen und Haltungen wie Überlegenheitsgefühlen, Verachtung, Empörung und Ressentiment. Manchmal wird der Hass mit diesen Gefühlen verwechselt, manchmal erfolgen echte Transformationen. Nicht in jedem Fall ist es weniger gefährlich, wenn Hass in Verachtung umgewandelt wird.
Univ. Prof. Dr. Hilge Landweer
Referentin
Zur Person
Hilge Landweer, geb. 1956, studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Linguistik sowie Geschichtswissenschaft an den Universitäten Kiel und Bielefeld. Sie promovierte 1989 über die diskursive Erzeugung weiblicher Identität in Philosophie und habilitierte sich, ebenfalls in Philosophie, 1998 über Scham. Ihre Forschungsgebiete liegen vor allem in der Sozial- und Rechtsphilosophie, hier insbesondere in der Philosophie der Gefühle, und in der Interdisziplinären Geschlechterforschung. Methodisch ist sie an der Phänomenologie orientiert. Nach Gast- und Vertretungsprofessuren, u.a. an der Goethe-Universität Frankfurt und an der Universität Wien (in Philosophie und Soziologie), nahm sie 2007 einen Ruf auf eine Professur für Philosophie an der Freien Universität Berlin (FUB) an, wo sie seitdem lehrt und forscht. Sie war beteiligt am Exzellenzcluster „Languages of Emotion“ und an der International Research Training Group „Human Rights under Pressure. Ethics, Law, and Politics“, beides an der FU Berlin.
Monografien u.a
- Scham und Macht. Phänomenologische Untersuchungen zur Sozialität eines Gefühls. Mohr Siebeck 1999
- Das Märtyrerinnenmodell 1990. Mit Chr. Demmerling (keine Herausgabe!)
- Philosophie der Gefühle. Von Achtung bis Zorn. Metzler 2007.
Herausgaben u.a.
- The Routledge Handbook of Phenomenology of Emotion, 2020 (mit Th. Szanto)
- Wie männlich ist Autorität? Feministische Kritik und Aneignung, Campus 2018 (mit C. Newmark)
- Yearbook for Eastern and Western Philosophy 2: „Embodiment. Phenomenology East/West“, De Gruyter 2017 (mit Xie Dikun/ Wang Ge)
- Recht und Emotionen I, 2016 (mit D. Koppelberg) und II, 2017 (mit F. Bernhardt)
- Klassische Emotionstheorien. Von Platon bis Wittgenstein. De Gruyter Berlin 2008/2012 (mit U. Renz)
- Gefühle – Struktur und Funktion, Akademie-Verlag Berlin 2007.
Neueste Arbeiten
- Authenticity and Mask: Critical Self-Relations in Else Voigtländer. In I. Vendrell Ferran (ed.): Else Voigtländer. Springer Nature (forthcoming)
- Affective Dynamics in Fanaticism: Positive Emotions, Indignation, Contempt, and Hatred. In The Philosophy of Fanaticism. Epistemic, Affective, and Political Dimensions, eds. H. B. Schmid et. al., Routledge 2022, pp. 139 – 164.