25. Philosophicum Lech

Der Hass

Anatomie eines elementaren Gefühls

Freitag, 23. September 2022 um 09.30 Uhr

Feindselige Gefühle. Die dunkle Seite des Geistes

Statement zum Vortrag

Hass, Ressentiment und Verachtung – dies sind typische Beispiele für feindselige Gefühle. Wenn man den Bereich der relevanten Phänomene weiter fasst, lassen sich auch Ärger, Ekel, Empörung, Neid, Verachtung, Wut und Zorn mit in den Kreis dieser Regungen aufnehmen. Aufgrund ihres aversiven Charakters tragen sie zu einer Zersetzung sozialer Gefüge bei. So kann es nicht überraschen, dass feindselige Gefühle, insbesondere der Hass, anlässlich erstarkender Nationalismen in allen Teilen der Welt, anlässlich eines islamophoben Rechsterrorismus, der flankiert wird von der identitären Rhetorik rechtsnationaler Kräfte, die inzwischen europaweit auch in die Parlamente Einzug gehalten hat, vermehrt auch politisch ernst genommen und diskutiert wird. Was feindselige Gefühle sind und wie sie funktionieren, gilt es freilich erst einmal theoretisch auf den Begriff zu bringen, bevor Rezepte für den Umgang mit ihnen aufgestellt werden können. Feindselige Gefühle zu verurteilen, fällt nicht schwer, sie zu verstehen ist allerdings nicht immer leicht. Dies gilt insbesondere für den Hass, der häufig auf offene Weise mit Gewalt verbunden ist. In einer normativen Perspektive wird in der Regel abgelehnt, gelegentlich auch von denjenigen, die dieses Gefühl haben. Deshalb ist er anfällig für vielfältige Rationalisierungen und Uminterpretationen. Der Vortrag präsentiert eine kurze Skizze zur Philosophie der Gefühle im Allgemeinen und antwortet auf die Frage, was Gefühle sind. Auf dieser Grundlage werden insbesondere Hass, Ressentiment und Verachtung einer eingehenden Analyse unterzogen und miteinander in Beziehung gesetzt werden. Um den Hass zu verstehen, ist sein Verhältnis zu anderen feindseligen Gefühlen in Betracht zu ziehen. Schließlich geht es um die Frage, wie mit aggressiven Affekten umzugehen ist.