Tractatus-Preisträgerin 2023

Pressemeldung 06.09.2023

Preisträgerin des Tractatus 2023 ist die Philosophin und Publizistin Isolde Charim. Exemplarisch prämiert wird ihr Buch „Die Qualen des Narzissmus“, mit dem sie eine so überraschende wie tiefgreifende Theorie zur vorherrschenden Ideologie in unserer Gesellschaft vorlegt und u. a. die Mechanismen der freiwilligen Unterwerfung entlarvt. 

Seit 2009 wird vom Verein Philosophicum Lech der mit 25.000 Euro dotierte Tractatus für herausragende Leistungen im Bereich der philosophischen Essayistik vergeben. Gewürdigt werden Publikationen, die von höchster Qualität und ein besonders wertvoller Beitrag auf dem Feld geistiger Auseinandersetzungen und aktueller Standortbestimmungen sind. Mit dem Tractatus 2023 prämiert wird das Buch „Die Qualen des Narzissmus. Über freiwillige Unterwerfung“ der österreichischen Philosophin und Publizistin Isolde Charim. Dazu aus der Jury-Begründung: „Ein intellektueller Parforce-Ritt durch die Qualen des gegenwärtigen Hyper-Individualismus, von hoher denkerischer Originalität – und gesellschaftlich höchst aktuell und augenöffnend in viele Richtungen, von der Arbeitswelt bis zur Internetkultur.“ Die Nominierung preiswürdiger Publikationen und Zuerkennung des Tractatus erfolgt durch eine hochkarätige dreiköpfige Jury. Im Frühjahr neu zusammengesetzt, besteht diese nunmehr aus der österreichischen Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Essayistin Daniela Strigl, der Schweizer Philosophin, Kulturjournalistin und Publizistin Catherine Newmark sowie dem deutschen Literaturkritiker und Autor Ijoma Mangold. Die feierliche Verleihung des Tractatus 2023 erfolgt am Freitag, den 22. September um 21 Uhr im Rahmen des 26. Philosophicum Lech. Dieses lädt unter dem Titel „Alles wird gut. Zur Dialektik der Hoffnung“ vom 19. bis 24. September 2023 zur umfassenden transdisziplinären Erörterung und Diskussion einer brisanten Thematik vor dem Hintergrund unserer krisengebeutelten Welt. www.philosophicum.com

Angeregt vom Vorarlberger Schriftsteller Michael Köhlmeier wurde 2009 der Tractatus ins Leben gerufen und gibt seitdem verlässlich Auskunft über herausragende Qualität im Bereich der philosophischen Essayistik. Dank der großzügigen Unterstützung privater Sponsoren mit 25.000 Euro hoch dotiert, gilt der alljährlich verliehene Essay-Preis des Philosophicum Lech auf diesem Felde als einer der renommiertesten im deutschsprachigen Raum. Mit der Auszeichnung soll die exzellente Leistung der Preisträgerin bzw. des Preisträgers gewürdigt und dem prämierten Werk verstärkt öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung verliehen werden. So versteht sich der Tractatus auch als ein Beitrag zur Standortbestimmung in philosophisch und gesellschaftlich relevanten Diskursen. Einen Überblick über die große thematische Bandbreite an philosophisch-kulturwissenschaftlicher Essayistik – von zugleich hoher gesellschaftlicher Relevanz sowie essayistischer Brillanz – gibt die Liste der bisher prämierten Publikationen und prominenten Tractatus-PreisträgerInnen 2009 – 2022: www.philosophicum.com/tractatus/der-tractatus   

Für die Vergabe des Tractatus ausschlaggebend sind insbesondere die Originalität des Denkansatzes, die Gelungenheit der sprachlichen Gestaltung und die Relevanz des Themas. Verantwortlich für die alljährliche Auswahl preiswürdiger Publikationen ist seit Beginn an eine hochkarätig besetzte dreiköpfige Jury, die den D-A-CH-Raum repräsentiert. In den vergangenen Jahren bestand diese aus der Philosophin, Journalistin und Autorin Barbara Bleisch (CH), dem Schriftsteller und ehemaligen Verleger Michael Krüger (D) sowie dem Autor und Journalisten Thomas Vašek (A), denen für ihre höchst sachverständige sowie stets sorgfältige und in ihrer Wahl überzeugende Jurytätigkeit großer Dank gilt. Seit Anfang des Jahres ist die Tractatus-Jury gänzlich neu zusammengesetzt und besteht fortan aus der österreichischen Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Essayistin Daniela Strigl, der Schweizer Philosophin, Kulturjournalistin und Publizistin Catherine Newmark sowie dem deutschen Literaturkritiker und Autor Ijoma Mangold. Wie schon bisher unter Vorsitz des wissenschaftlichen Leiters des Philosophicum Lech Konrad Paul Liessmann (nicht stimmberechtigt) wurde im Frühjahr aus den allseits eingebrachten Vorschlägen zunächst eine engere Auswahl preisverdächtiger Publikationen getroffen. Die daraus resultierende Tractatus-Shortlist, die jeweils im Juli veröffentlicht wird, begreift sich als Lektüreempfehlung und gilt als ausdrückliche Würdigung der ausgewählten Werke:  

www.philosophicum.com/tractatus/shortlist/shortlist-2023

Aus der Shortlist ging dieses Jahr nach eingehender Jury-Diskussion als Preisträgerin des Tractatus 2023die österreichische Philosophin und Publizistin Isolde Charim hervor. Exemplarisch prämiert wird ihr Buch „Die Qualen des Narzissmus. Über freiwillige Unterwerfung“, das im September 2022 im Paul Zsolnay Verlag erschienen ist und nicht nur in Fachkreisen auf hohe Anerkennung und starkes Interesse stieß. In diesem geht die Philosophin der Spaltung unserer Gesellschaft auf den Grund, ausgehend von der Frage: Wie kommt es, dass wir uns den Verhältnissen unterordnen? Charims Antwort darauf ist eine tiefgründige Analyse der psychischen Dynamik des subjektiven Narzissmus als eigene Suche nach dem Ideal-Ich und dessen Verstrickung mit dem von ihr so bezeichneten „objektiven Narzissmus“ des Wettbewerbs in unserer Gesellschaft. Der heutzutage allseits erstrebte und stark propagierte Status der Einzigartigkeit wird von ihr als Mythos entlarvt, der aber als imaginäres Gegenprinzip zur allgemeinen Austauschbarkeit des Einzelnen in den realen Verhältnissen wirkmächtig sei. „Der Mythos der Einzigartigkeit, den der objektive Narzissmus befördert, erzeugt unsere freiwillige Unterwerfung“, so Charim. Dazu heißt es in der Jury-Begründung: „Charim macht Freuds Konzept des „Narzissmus“ sowie eine Fülle von klassischen und aktuellen philosophischen und soziologischen Texten neu fruchtbar und verfolgt in immer neuen Anläufen und feineren Verästelungen die Mechanismen der „freiwilligen Unterwerfung“ in unserer Gesellschaft – einer Gesellschaft, deren aufs Äußerste getriebener Individualismus selbst die Moral erfasst – und zwar auf allen Seiten des politischen Spektrums. Ein intellektueller Parforce-Ritt durch die Qualen des gegenwärtigen Hyper-Individualismus, von hoher denkerischer Originalität – und gesellschaftlich höchst aktuell und augenöffnend in viele Richtungen, von der Arbeitswelt bis zur Internetkultur.

Isolde Charim studierte Philosophie in Berlin sowie Wien und arbeitet als freie Publizistin sowie ständige Kolumnistin der „taz“ und des „FALTER“. Auch ihr vorigesBuch „Ich und die Anderen. Wie die neue Pluralisierung uns alle verändert“ (Paul Zsolnay Verlag, 2018) fand großen Anklang und wurde mit dem philosophischen Buchpreis 2018 bedacht, mit dem jeweils die beste Neuerscheinung der letzten drei Jahre zu einem aktuellen Themenbereich der praktischen Philosophie ausgezeichnet wird. 2022 erhielt die Philosophin den biennal vergebenen Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik. 

Die öffentliche Verleihung des Tractatus findet am Freitag, den 22. September 2023 um 21:00 Uhr statt. Der feierliche Festakt – mit Laudatio von Jurymitglied Catherine Newmark und Dankesrede der Preisträgerin sowie moderiert von der Schweizer Philosophin Barbara Bleisch und musikalisch umrahmt durch einen eigens für diesen Anlass komponierten Streich-Trio-Satz des Vorarlberger Komponisten Marcus Nigsch – erfolgt im Rahmen des Philosophicum Lech. Dieses steht heuer unter dem Titel „Alles wird gut. Zur Dialektik der Hoffnung“ und wird sich vor dem Hintergrund unserer von Krisen geprägten Zeit u. a. der Frage widmen, „wie begründet unsere Hoffnungen sind oder ob sie uns in die Irre leiten und zu einem falschen, getrübten Blick auf die Welt führen“, so Konrad Paul Liessmann im Editorial zum diesjährigen Symposium. Bei der Tagung vom 19. bis 24. September 2023 in Lech am Arlberg werden wie gewohnt namhafte Vortragende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum für eine ebenso fundierte wie breitgefächerte Erörterung der Thematik garantieren und mit dem Publikum diskutieren. Den Auftakt am Dienstag, den 19. September geben wieder diePhilosophicum Dialoge“, bei denen sich jeweils zwei prominente DiskutantInnen unabhängig vom Jahresthema den Fragen „Wie ist die Lage?“ (15:00 Uhr) sowie „Was ist zu tun?“ (17:00 Uhr) stellen.


Zur Person sowie zu Publikationen und Auszeichnungen von Isolde Charim

Isolde Charim, geboren in Wien, arbeitet als freie Publizistin und ständige Kolumnistin der „taz“ und des „FALTER“. Sie studierte zunächst Rechtswissenschaften in Wien, war in dieser Zeit als Journalistin tätig und absolvierte eine Regie-Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar. Anschließend studierte sie Philosophie in Berlin sowie Wien und promovierte 1995 mit einer Dissertation „Zum Begriff des ideologischen Staatsapparates“. Nach Abschluss des Studiums war Isolde Charim Universitätslektorin in Weimar und übernahm danach eine Gastprofessur an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Es folgte eine langjährige Lehrtätigkeit als Universitätslektorin an der philosophischen Fakultät der Universität Wien mit Schwerpunkt Ideologietheorie. Zuletzt war sie Gastprofessorin für Politische Theorie am Institut für Politikwissenschaften der Universität Wien. Seit 2007 ist Charim wissenschaftliche Kuratorin am „Bruno Kreisky Forum“ der Reihen „Demokratie reloaded“,  „Fundamentalismus und Moderne“ sowie der Reihe „Diaspora. Erkundungen eines Lebensmodells“, die sich mit Problemen und Fragen der Pluralisierung beschäftigt. Neben ihrer Autorenschaft ist sie auch Übersetzerin philosophischer Fachpublikationen.  

Veröffentlichungen (Auswahl):

  • Herausgeberschaft (gemeinsam mit Gertraud Auer Borea) des Bandes: „Lebensmodell Diaspora. Über moderne Nomaden“ (2012, transcript Verlag).
  • 2016: Ö1 Sommervorlesung: „Ich und die Anderen. Philosophische Betrachtungen über das Leben in einer pluralisierten Gesellschaft“ (ORF-CD)
  • März 2018: „Ich und die Anderen. Wie die neue Pluralisierung uns alle verändert“ (Zsolnay)
  • Herbst 2018: „Der Althusser-Effekt. Entwurf einer Ideologietheorie“ (Neuauflage; Passagen Verlag)

Preise und Auszeichnungen (Auswahl):

  • 2006: Preis der Stadt Wien für Publizistik
  • 2018: Philosophischer Buchpreis für „Ich und die Anderen. Wie die neue Pluralisierung uns alle verändert“
  • 2022: Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik

 

 

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