Tractatus-Preisträger 2017

Ralf Konersmann

Preisträger des Tractatus 2017 ist der deutsche Philosoph Ralf Konersmann, dessen brillant kulturanalytisches „Wörterbuch der Unruhe“ exemplarisch mit dem renommierten und hochdotierten Essaypreis des Philosophicum Lech bedacht wird.

Die feierliche Verleihung des Tractatus zählt zu den Glanzlichtern des Philosophicum Lech und erfolgt heuer am Freitag, den 22. 09. 2017 um 21 Uhr in der Neuen Kirche in Lech. Der diesjährige Preisträger ist Ralf Konersmann, dessen kulturphilosophisches „Wörterbuch der Unruhe“ exemplarisch mit dem renommierten Essaypreis ausgezeichnet wird. Als „ein ganz und gar außergewöhnliches Buch“ (NZZ) erfüllt es auf beeindruckende Weise die Kriterien der Jury und auch im besten Sinne den Anspruch des Tractatus, ein wertvoller Beitrag zur Standortbestimmung in philosophisch und gesellschaftlich relevanten Diskursen zu sein.

Auf Anregung von Schriftsteller Michael Köhlmeier 2009 ins Leben gerufen und dank großzügiger Unterstützung privater Sponsoren mit 25.000 Euro hoch dotiert, gehört der Tractatus zu den renommiertesten Preisen für Wissenschaftsprosa und philosophische Essayistik im deutschsprachigen Raum. „Mit dem Tractatus beabsichtigen wir, herausragenden Publikationen auf dem immer wichtiger werdenden Felde der geistigen Auseinandersetzung und Standortbestimmung entsprechende Anerkennung sowie zusätzliche öffentliche Aufmerksamkeit zu verleihen“, so Konrad Paul Liessmann, der wissenschaftliche Leiter des Philosophicum Lech und (nicht stimmberechtigte) Vorsitzende der Jury. Mit dem Anspruch, verlässlich Auskunft über höchste Qualität auf dem Gebiet der philosophisch-kulturwissenschaftlichen Essayistik zu geben, wurde zunächst wieder eine Shortlist von sechs Werken erstellt. Allein schon aufgrund der thematischen Bandbreite und Aktualität der exzellenten Publikationen eignet sich die Auswahl auch als fundierte Lektüreempfehlung: www.philosophicum.com/tractatus/shortlist-2017.html

Ebenso anregend und eindrücklich wie die Shortlist 2017 erweist sich auch das Spektrum an bisher prämierten Werken und deren prominenter Autoren, wird der Tractatus doch bereits zum neunten Mal vergeben. Der Entscheidung für den heurigen Preisträger ging wieder eine intensive Diskussion der Jury voraus, zu der die Philosophin und Journalistin Barbara Bleisch (CH), der Schriftsteller und ehemalige Verleger Michael Krüger (D) sowie der Autor und Philosoph Franz Schuh (A) gehören. Die Wahl fiel schließlich auf ein Werk, das in Fachkreisen wie auch im Feuilleton überaus positive Resonanz findet und sich einem Kernphänomen – sowie durch seine weitreichenden Auswirkungen zugleich auch Kernproblem – unserer westlichen Gesellschaft widmet. Dazu Franz Schuh in der Jury-Begründung: Philosophie ist nicht zuletzt eine Kunst des Fragens. Manche Fragen muss man erst entdecken. Darunter gibt es solche, die auf der Hand liegen, die die meisten oder gar alle Menschen betreffen, ohne dass deren Fragwürdigkeit in entsprechenden, unterscheidenden Begriffen ausgedrückt wird. Eine solche Frage ist die nach der Unruhe.

In seinem im Frühjahr beim S. Fischer-Verlag erschienenen „Wörterbuch der Unruhe“ unternimmt der heurige Tractatus-Preisträger Ralf Konersmann „essayistische Streifzüge zu den Orten, an denen die Unruhe Gestalt annimmt und sich uns als normalste Sache der Welt präsentiert“, wie es im Klappentext heißt. Auf welche Art und Weise die Unruhe in unsere abendländische Kultur zunehmend eingezogen ist und deren Charakter als teils unbewusste, doch vielschichtige und wirkmächtige Leitidee prägte, erörterte Konersmann bereits in seinem 2015 veröffentlichten, höchst erfolgreichen Buch „Die Unruhe der Welt“. Nun ließ der Professor für Philosophie an der Universität Kiel seiner beeindruckenden ideengeschichtlichen Abhandlung einen gleichermaßen brillanten Essayband folgen, in dem er den gegenwärtigen kulturellen Phänomenen der Unruhe auf den Grund geht. Scharfsinnig in der Analyse und so präzise wie elegant im sprachlichen Ausdruck gelang dem Philosophen „ein großer Wurf“ (FAS), „ein Schatzkästchen, in dem man kramt, um sich zu amüsieren, um sich zu bilden, um mal richtig schön Pause zu machen“ (Freie Presse), eine erkenntnisreiche Enzyklopädie, in der er uns vor Augen führt, wie tief die Unruhe in unserer Kultur verwurzelt ist.

So lautet es in der Jury-Begründung abschließend: „Die Unruhe“, sagt Ralf Konersmann in seinem „Wörterbuch der Unruhe“, „ist uns in Fleisch und Blut übergegangen, ohne dass wir uns hätten anstrengen müssen [...] Im Fall der Unruhe sind wir alle Experten – Kenner und Komplizen zugleich.“ In dieser Welt sind die Menschen anscheinend von selbst unruhig, aber wie kam es dazu, dass sie die Unruhe lieben lernten und was sind die kulturellen Muster, nach denen diese Liebe funktioniert? Im „Wörterbuch der Unruhe“ reiht Konersmann von A bis Z, von Arbeit bis Zerstreuung, virtuose Essays zu Themen, in denen die Unruhe und das Spiel, das sie mit uns und wir mit ihr treiben, einsichtig wird.

Die feierliche Verleihung des Tractatus findet im Rahmen des Philosophicum Lech am Freitag, den 22. September um 21:00 Uhr in der Neuen Kirche Lech statt und ist nur eines der Highlights des international renommierten Symposiums für interdisziplinäre philosophische Diskurse. Unter dem Titel „Mut zur Faulheit. Die Arbeit und ihr Schicksal“ lädt das Philosophicum Lech vom 20. bis 24. September 2017 wieder namhafte Referenten unterschiedlicher Disziplinen zum anregenden Austausch in einzigartigem Ambiente. Das hochaktuelle Thema rückt die Arbeit als zentralen Aspekt unserer Identität und Lebenswelt sowie damit verbunden auch Alternativen zur heutigen Arbeitsgesellschaft in den Fokus und dürfte unter Einbeziehung des Publikums für lebhafte Diskussionen sorgen.

Wie seit Jahren war die Veranstaltung bereits Wochen im Voraus ausgebucht. „Es tut uns natürlich leid, viele Interessierte vertrösten zu müssen“, betont Bürgermeister Ludwig Muxel im Namen des Vereins Philosophicum Lech und wünscht den über 600 Teilnehmern einen angenehmen Aufenthalt in Lech am Arlberg: „Der enorme Zuspruch unterstreicht die Strahlkraft des Philosophicum, das sich in nunmehr über 20 Jahren als herausragender Ort intellektueller Auseinandersetzung etabliert hat und für unsere Gäste wie auch die Einheimischen einen krönenden Abschluss des Lecher Sommers darstellt.“