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2000

4. Philosophicum Lech

Der Vater aller Dinge

Nachdenken über den Krieg

Wozu Menschen - in jeder Hinsicht - fähig sind, wird man nur wissen, wenn man sich ihre Kriege vergegenwärtigt.

Am Beginn eines neuen Jahrtausends über den Krieg nachzudenken, heißt, sich einem Paradoxon zu stellen. Spätestens seit dem 1. Weltkrieg gilt der Krieg als eine Geißel der Menschheit, als Innbegriff des Inhumanen, als ein Übel zu dessen Beseitigung der keine Anstrengungen gescheut werden sollten. Und trotzdem sehen Menschen auch am Ende des gewalttätigen 20. Jahrhunderts in Krieg und bewaffnetem Kampf noch immer probate Mittel zur Lösung politischer oder sozialer Probleme, kommt es im Zuge von kriegerischen Handlungen nach wie vor zu unvorstellbaren Grausamkeiten und Gräueln.
Nur mit der moralischen Verurteilung lässt sich der Krieg offensichtlich nicht begreifen. Zwar wird die antike Weisheit, dass der Kampf der Vater aller Dinge sei, kaum mehr bejaht, durchaus gilt aber, dass es ohne Kriege und Kriegsvorbereitungen, ohne Wettrüsten und Rüstungsindustrie eine Reihe technischer und auch sozialer Innovationen nicht gegeben hätte, und zumindest als ultima ratio der Friedenssicherung wird der Krieg auch politisch und moralisch wieder akzeptiert. Als Metapher ist der Krieg ohnehin allgegenwärtig: von der Wirtschaft bis zum Sport.
Das "Philosophicum Lech" möchte sich diesem widerspruchvollen Phänomen "Krieg" stellen und einge seiner Facetten auf dem Stand der Zeit und vor dem Hintergrund der jüngsten europäischen Kriege am Balkan herausarbeiten und diskutieren. Die Rolle des Krieges als Mittel der Politik wird dabei ebenso thematisiert werden wie die Frage nach der Verantwortung und der moralischen Legitimation, die Zusammenhänge von Krieg, Religion und Kultur werden  genauso zur Sprache kommen wie die von Krieg und Medien, und nicht zuletzt wird sich die Tagung mit der unangenehmen Einsicht befassen müssen, dass der Krieg nach wie vor zumindest ein Wegbegleiter für Innovationen ist. Das "Philosophicum Lech" will damit auch in diesem Jahr einen Beitrag zur Selbstrefelxion des Menschen in einem Zeitalter der Umbrüche, Beschleunigungen und Unsicherheiten leisten.

Impressionen 4. Philosophicum Lech

Referenten

Konrad Paul Liesssmann
Der Vater aller Dinge. Nachdenken über den Krieg

Herfried Münkler
Krieg und Politik am Beginn des 21. Jahrhunderts

Alexander Dermandt
Vandalismus. Kultur im Krieg

Jens Malte Fischer
Polemos-Polemik. Überlegungen zur Literatur und Krieg

Herlinde Pauer-Studer
Ethik des gerechten Krieges

Rudolf Burger
Die Politik der moralischen Militärintervention

Zarko Puhovski
Die Intellektuellen als Vordenker des Krieges

Richard Swartz
Von den Kriegen auf dem Balkan und meiner Familie

Adolf Holl
Religion ist Krieg. Formen heiliger Militanz in Vergangenheit und Gegenwart

Sibylle Tönnies
Über Menschenrechte, Völkerrecht und Weltstaatsphobie

Friedrich Kittler
Das Bild des Krieges gibt es nicht

Alfred Schirlbauer
Die Lehren des Krieges. Perspektiven einer Pädagogik der Konkurre

Moderation

Konrad Paul Liessmann
Alfred Schirlbauer