2018
22. Philosophicum Lech
Die Hölle
Kulturen des Unerträglichen
Die Hölle, das sind die anderen. Seit Jean-Paul Sartres existentialistischer Deutung der Hölle ist klar: Es sind die Menschen selbst, die sich ihr eigenes und das Leben der anderen zur Hölle machen. Das ursprünglich religiös gedachte Modell der Hölle wird zur Metapher, mit der wir im Alltag und in der Geschichte jene Situationen beschreiben, die als unzumutbar, quälend, letztlich unerträglich empfunden werden. Allerdings: Das Unerträgliche ist weder chaotisch noch anarchisch, es gehorcht Regeln, Ritualen, Zwängen und Wiederholungen. Es handelt sich um Kulturen des Unerträglichen, die von der Hölle in Beziehungen und Familien bis zu den Höllen der Sucht, von den Höllen der Gewalt und der Kriege bis zur Hölle des Cybermobbings und des Hasses in den sozialen Netzwerken, von der Hölle der Naturkatastrophen bis zu den Höllen des Terrors und der politischer Repression reichen.
Allerdings: In jeder Hölle steckt noch ihr religiöser Kern. Die Höllenqualen, die sich Menschen ausgemalt haben, waren auch Dokumente eines frühen Bewusstseins von Gerechtigkeit. Der Böse, der der irdischen Gerichtsbarkeit entkommen konnte, sollte wenigstens im Jenseits dafür büßen. Die Konzepte dieser religiösen Vorstellungen einer ausgleichenden jenseitigen Gerechtigkeit reichen von einer freudlosen Unterwelt über ein reinigendes Fegefeuer bis zu einem ausgeklügelten System von Foltern und Qualen und der ewigen Verdammnis. Die Hölle und ihre Bilder sind so selbst zu einer Quelle der Kultur geworden, von Dantes „Inferno“ bis zu Don Giovannis Höllenfahrt, von den grausamen Weltgerichtsphantasien des Hieronymus Bosch bis zu den modernen Darstellungen auswegloser Situationen reichen die ästhetischen Bearbeitungen und Variationen der Hölle. Ohne Hölle und Höllenfahrten wären Literatur, Kunst und Musik um einiges ärmer.
Impressionen 22. Philosophicum Lech
Referenten
Konrad Paul Liessmann
Die Hölle. Kulturen des Unerträglichen
Josef Imbach
"Ein großer See mit brennendem Schlamm." Höllendarstellungen in der christlichen Kunst
Christine Schirrmacher
"Herr! Bewahre uns vor der Strafe des Höllenfeuers" (Sure2,201) Gericht und Hölle im Kontext von Koran, islamischer Theologie und Salafismus
Manfred Koch
Infernalische Kreativität. Die Hölle als Heimstatt der Dichter: Dante, Goethe, Thomas Mann
Christian Grüny
Register des Unerträglichen
Bernhard Pörksen
Die Hölle der Desinformation. Spielregeln der Wirklichkeitsordnung im digitalen Zeitalter
Reinhard Haller
Vom Himmel des Rausches zur Hölle der Sucht
Philipp Lepenies
Höllen der Armut
Jörg Baberowski
Leben mit der Gewalt
Adelheid Kastner
"L´enfer, c´est les autres" – Die Hölle, das sind die anderen
Barbara Bleisch
In der Familienhölle. Die Tücken der Blutsbande
Moderatoren
Konrad Paul Liessmann
Rainer Nowak
Philosophisch-literarischer Vorabend
Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann
Heulen und Zähneklappern. Geschichten aus der Hölle
Magna-Impulsforum
Wie unerträglich ist das Unerträgliche?
Michael Fleischhacker (Moderation)
Irmgard Griss
Gudrun Harrer
Lisz Hirn
Thomas D. Trummer
Dieter Althaus (Magna, Referat)
Denk ich an die Zukunft in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht... (nicht Heinrich Heine)
Tractatus
Thomas Bauer - Preisträger
Thomas Vašek - Laudator
Katharina Lacina - Moderation
Rahmenprogramme
Konzert LegeArtis Lech From the underground with love
mit Anton Dressler und Asya Sorshneva
Hohe Luft - Philosophieren am Berg
mit Jörg Baberowski und Thomas Vašek
Heiße Debatten - Philosophieren im Heizwerk mit "Die Presse" Wie viel Philosophie braucht die Politik?
mit Bundesminister Gernot Blümel, Konrad Paul Liessmann und Rainer Nowak
Philosophieren im Kunsthaus Bregenz- Zeit und Realität
mit Christian Grüny und Thomas D. Trummer
Sonderführung im Lechmuseum Huber-Hus
Spuren. Die Ausstellung zur Skikultur