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2017

21. Philosophicum Lech

Mut zur Faulheit

Die Arbeit und ihr Schicksal

Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Dieser Satz des Paulus verbindet die protestantische Ethik mit der Arbeitspflicht in der ehemaligen Sowjetunion, die Ideologie des Neoliberalismus mit den Werten der Sozialdemokratie. Arbeit ist offenbar die entscheidende Quelle für Wohlstand, Wert und Würde des Menschen – ungeachtet der politischen Richtung. Auch die Kritiker der Leistungsgesellschaft kritisieren an dieser, dass in ihr nicht wirkliche Leistungen, also ehrliche Arbeit, sondern Spekulationen, Korruption, Erbschaften, Glück, kriminelle Machenschaften und Beziehungen honoriert würden.

Was aber ist Arbeit? Ist diese mit Erwerbsarbeit identisch? Und ist der Mensch tatsächlich von Natur aus ein Animal laborans, ein arbeitendes Wesen, das in eine Krise gerät, wenn es seinen Job verliert? Wäre dem so, könnten bald bittere Zeiten auf dieses Wesen zukommen. Digitalisierung und Automatisierung ersetzen immer mehr menschliche Arbeit, die Fabrikhalle, in der nur noch Roboter am Werk sind, ist längst keine Utopie mehr, und zunehmend werden auch qualifizierte Tätigkeiten durch intelligente Systeme ersetzt. Viele Menschen finden keine Arbeit mehr oder können von ihrer Arbeit nicht mehr leben. Trotzdem, daran zweifelt niemand, gibt es in dieser Welt genug zu tun.

Wäre es nicht an der Zeit, grundsätzlich über Wert und Wesen der Arbeit nachzudenken und auch anderen Handlungsmöglichkeiten und Existenzweisen des Menschen, von der in der Antike gefeierten Muße bis zur künstlerischen Kreativität, von der ästhetischen Kontemplation bis zur sozialen Kommunikation, von der beharrlichen Langsamkeit bis zur lasterhaften Faulheit wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken?

Beim 21. Philosophicum Lech werden renommierte Philosophen und Vertreter benachbarter Wissenschaften sich fragen, wieviel Mut es bedarf, um sich eine Welt zu denken, in der sich nicht alles um die Arbeit dreht, und mit dem Publikum darüber diskutieren.

Referenten

Konrad Paul Liessmann
Mut zur Faulheit. Die Arbeit und ihr Schicksal

Ulrich H.J. Körtner
Gottesdienst im Alltag der Welt. Geschichte und Zukunft des protestantischen Arbeits- und Berufsethos

Manfred Seel
Wonnen der Arbeit, Mühen der Faulheit. Über die Trasformation von Tugenden in Laster und Laster in Tugenden

Nassima Sahraoui
Über das Verhältnis von Arbeit und Muße. Eine Philosophie der Faulheit

Manfred Koch
Die Austreibung des Faulteufels. Über die neuzeitliche Züchtung des tüchtigen Menschen und die Taugenichtse der modernen Literatur

Sophie Loidolt
Lust und Frust des animal laborans. Hannah Arendt über die Verfallsformen der vita activa

Ulrich Schnabel
Die Mußemaschine. Vom Ende der künstlichen Intelligenz 

Stephan Lessenich
Die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus - heute

Wolfgang Mazal
Die Arbeit geht uns (nicht) aus - zeitlose Antworten finden!

Christoph Bartmann
Probier´s mal mit Gemütlichkeit. >>Hygge<< und die Flucht aufs eigene Sofa

Wolfgang Ullrich
Konsum als Arbeit

Franz Schuh
Laudatio auf Ralf Konersmann

 

Moderation

Konrad Paul Liessmann
Rainer Nowak

Philosophisch-literarischer Vorabend

Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann
Von der Trägheit des Herzens
 

Magna-Impulsforum

"Ein- und Auskommen ohne Arbeit?"
Michael Fleischhacker (Moderation)
Mag. Margit Appel
Daniel Häni
Dr. Barbara Kolm
Wolf Lotter
Hansjörg Tutner
Thomas Vašek

DI Günther Apfalter (Magna, Referat)
Die Zukunft der Arbeit

Tractatus

Ralf Konersmann - Preisträger
Franz Schuh - Laudator
Katharina Lacina - Moderation

Rahmenprogramme

Konzert "Come an´go" mit cantori silvae,
Herbert Walser Breuss und Peter Madsen

Hohe Luft - Philosophieren am Berg
mit Franz Schuh und Thomas Vašek

Heiße Debatten - Philosophieren im Heizwerk mit "Die Presse"  "Bildung als Provokation"
mit Bernadette Bayrhammer Bildungsredaktuerin "Die Presse" und Konrad Paul Liessmann

Philosophieren im Kunsthaus Bregenz- "Peter Zumthor - Dear to me"
mit Wolfgang Ullrich und Thomas D. Trummer

Sonderführung im Lechmuseum Huber-Hus
Gehen am Berg